Donnerstag, 27. Oktober 2016

Heute im Seniorenzentrum



Zuerst der Gruppenbesuch: zu Beginn 10 Bewohner(innen) unterschiedlicher Verfassung und eine Angehörige. Eine neue, fortgeschritten demente Bewohnerin, im Rollstuhl sitzend, fragte immer wieder, was sie denn hier soll. Sie müsse doch nach Hause. Ich hab versucht, sie zu beruhigen und sie hat Leo auch kurz gefüttert, aber dann wollte sie nur noch weg. Die Betreuungsassistentin brachte sie dann schließlich zurück in ihre Hausgemeinschaft. Eine Weile nach Beginn trafen noch 2 Bewohnerinnen ein und wollten noch eine weitere Bewohnerin, im Rollstuhl, mit in den Raum schieben. Diese war ganz verzweifelt und rief, sie wolle jetzt nicht da rein. Sie müsse doch zurück. Die Betreuungsassistentin brachte auch sie zurück -  in ihr Zimmer.
Unsere Aktivitäten mit Zielwurfteppich, Futterschlauch, Würfel und den Bechern brachten dann Abwechslung und Spaß - und die Stimmung wurde ganz entspannt und munter. Am Ende gab es Beifall für Leo.
Nach dem Gruppenbesuch schauten wir bei der lieben Frau M.vorbei. Sie saß im Gemeinschaftsraum ihrer Hausgemeinschaft und wartete auf das Abendbrot. Sie freute sich sehr, uns zu sehen und erzählte mir, dass die 13 Jahre alte Golden Retriever Hündin Rieke ihres Sohnes vor wenigen Tagen gestorben sei. Rieke sah ja so ähnlich aus wie Leo, nur mit etwas mehr Fell…. Deshalb sei sie auch nicht zum Gruppenbesuch gekommen, denn sie hätte wohl geweint…
Danach gingen wir noch zu Frau A. ans Bett. Eigentlich fürchte ich seit einem Jahr immer wieder, sie nicht mehr anzutreffen…. Wir hatten schon viele, sehr schöne Besuche bei ihr. Sie ist irgendwie entzückend und lachte oft, wenn Leo beim Füttern ihre Hand kitzelte. Aber sie war auch schon oft zu müde und schwach oder schlief, wenn wir kamen. Gestern war sie erstaunlich gut drauf. Sie freute sich, reagierte nickend auf meine Fragen, fütterte Leo kichernd und streichelte ihn.
Eigentlich wollte ich danach den Einsatz beenden, aber ich wurde gebeten, doch noch kurz bei Frau S. im OG vorbeizuschauen. Man wollte ihr "noch etwas Gutes tun"…. Frau S. wirkte nur noch halb „in dieser Welt“. Sie hielt ein Kuscheltierhäschen in der Hand (von dem Leo ganz fasziniert war) und murmelte vor sich hin. Aber als sie Leo wahrnahm, reagierte sie. Sie sprach einzelne verständliche Worte, reagierte auf seine feuchte Nase an ihrem Arm und auf das Schleckern des Futters aus ihrer Hand. Sie legte die Hand auf Leos Kopf und streichelte ihn leicht. Als wir uns verabschiedeten, sagte sie plötzlich: „In die Augen schauen!“ Sie meinte damit jedoch eindeutig nicht Leo, sondern die Betreuungsassistentin und mich. Wir schauten ihr in die Augen, sprachen noch ein paar Worte mit ihr und verabschiedeten uns dann. Als wir das Zimmer verließen, winkte sie uns sogar hinterher. Die Betreuungsassistentin war ganz gerührt.
Auf dem Rückweg vom Zimmer von Frau S. gingen wir durch den Gemeinschaftsraum ihrer, für uns bisher unbekannten, Hausgemeinschaft. Die Betreuungsassistentin hatte mir erzählt, dass die Stimmung dort stets sehr angespannt sei, viel Streit herrscht und keiner gerne dorthin geht. Als ich mit Leo dort  vorbei ging, winkte ihn eine Bewohnerin ganz freundlich zu sich. Leo war so sehr interessiert an ihr, dass ich ihn kurz zu ihr ließ. Eine weitere Bewohnerin, die ansonsten fast nie etwas sagt, sprach ihn und mich ebenfalls an. Und eine dritte, die - nach Aussage der Betreuungsassistentin - sonst fast nur schimpft und streitet, und von der sie schon Ärger über Leos Erscheinen im Gemeinschafts- und Speiseraum befürchtet hatte, war ganz zugewandt, streichelte Leo und erzählte, dass sie auch einmal Hunde hatte.
Als wir uns dort verabschiedeten, war die Stimmung plötzlich viel entspannter. Und die Betreuungsassistentin war noch ein weiteres Mal erstaunt – obwohl sie Leos Einsätze schon oft begleitet hat. Irgendwie reizt es mich, in dieser Hausgemeinschaft wieder vorbeizuschauen….
Alles in allem war es ein ganz schönes Auf und Ab heute – anstrengend, aber seeehr schön!

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